Donnerstag, 9. August 2012

Sabbatabend...

... oder ein geselliger Anlass zum festlichen Essen.

In Haifa hatte ich die Gelegenheit, an einem Sabbatabend teilzunehmen und obwohl ich nur etwa 0,1 % der sehr lautstark geführten Unterhaltungen (Italiener, Spanier und Portugiesen wirken dagegen wie taubstumme Humanoiden), verstanden habe, war es ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Im Judentum ist der Sabbat der offizielle Ruhetag und orthodoxe Juden verrichten an diesem Tag keinerlei (keinerlei!!!) Tätigkeiten, die einen Zustand verändern... und das ist eigentlich alles! Verrückte Kerle,... aber sehr kreativ. Eingekauft und gekocht wird vor dem Sabbatabend, TV und Licht werden vor Eintritt der Dunkelheit eingeschaltet... und ganz wichtig, das Auto bleibt den ganzen Tag stehen (es kann sein, dass einem in gewissen Stadtgebieten Steine an die Karre geworfen werden, weil man einen Zustand verändert!). In den Hotels gibt es sogar extra Sabbatlifte, die so programmiert sind, dass sie in jeder Etage halten, damit man nicht den Knopf drücken muss. Feine Sache,... aber man ist in einem 20-stöckigen Gebäude gefühlte 400 Stunden unterwegs!

Etwas liberalere Juden sind wesentlich flexibler und befolgen die Vorschriften nicht ganz so streng,... was irgendwie mehr Lebensqualität bedeutet. Und ich hatte das grosse Glück, in einer solchen Runde einen fantastischen Sabbatabend zu verbringen.



Im Gegensatz zu unseren Breitengraden wird der Ruhetag wirklich zelebriert, d.h. man verbringt den Sabbatabend im Kreis von Familie und Freunden,... füllt die Hütte eigentlich bis unter die Decke mit seinen liebsten Menschen; Partystimmung ist garantiert. Zu den Vorbereitungen gehören das Aufräumen und Reinigen der Wohnung und das Zubereiten eines mehrgängigen Menüs. Vor Einbruch der Dunkelheit zündet traditionell die Frau des Hauses die Sabbatkerzen an und spricht den Segensspruch. Ganz wichtig: Die Kerzen dürfen danach bis zum Eintritt der Dunkelheit am Samstag nicht berührt werden. Der Tisch wird festlich gedeckt und vor dem Platz des Familienoberhauptes befinden sich zwei von einem Tuch bedeckte Sabbatbrote sowie ein Kelch mit süssem Rotwein. Nach dem Friedensgruss (Schalom) und dem Segen folgt das Tischgebet (gerne aus singend) und dann stürzen sich alle über das üppige Buffet und aus der Küche werden im Minutentakt grosse Platten mit Fleisch, Fisch, Gemüse, etc. angeschafft. Alleine an diesem Abend habe ich mehr Kalorien verputzt, als dies Michael Phelps und Bradley Wiggins während ihren Sportwettkämpfen tun. Und so habe ich mich danach auch gefühlt. Pappsatt und gefühlte 9 Monate schwerer!

2 Kommentare:

  1. Sehr interessanter Einblick. Vor allem das Judentum ist eine faszinierende Releigion - von den Bräuchen her. Da ich gemeinhin Agnostiker bin ist mir der Glaube recht gleich, aber wie gesagt, die Bräuche und Traditionen... faszinierend!

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    1. So ist es, wenn man mit anderen Religionen in Berührung kommt, lernt man viel Neues kennen und schätzen. War für mich als Reformierter auch eine sehr interessante Erfahrung.

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