Mittwoch, 15. April 2015

Scheinheiliges Arschloch

Ich stehe auf der Dachterrasse und lasse meinen Blick über das angrenzende Naturschutzgebiet schweifen.
Der Tag neigt sich langsam dem Ende zu, in etwas weniger als einer Stunde wird die Sonne am Horizont verschwunden sein.
Die Landschaft ist in ein sanftes, warmes Licht gehüllt, in der Ferne glitzert der See.
Trotz leichter Nordwest-Brise zeigt das Thermometer noch immer angenehme 21 Grad an, ein perfekter Aprilabend.

Meine Gedanken kreisen... wie die Bussarde am Abendhimmel.
Majestätisch gleiten sie durch die Luft, bewegen sich grazil und lautlos.
Die Natur hat hier wirklich einen vollkommenen Jäger geschaffen,
im Gegensatz zum modernen Menschen des 21. Jahrhunderts.

[Der vegetarische und vegane Lebensstil liegt mächtig im Trend,
sammeln und pflücken, statt jagen und fischen.
Hier und anderswo werden neue, gesunde und alternative Ernährungsweisen angeboten, gelebt und zelebriert.
Neue Food Stores, Restaurants und Kochkurse werden lauthals propagiert
und mit viel Marketingbudget an den modernen Mann und die moderne Frau gebracht.
]

Erstaunlich, wie farbgewaltig der Frühling ist.
Nach den langen und kalten Wintermonaten hat man das beinahe vergessen.
Die graue Einöde und nackte Landschaft ist zarten Knospen und bunten Blumen gewichen.
Das Leben beginnt von vorne,... noch zaghaft, leise, beinahe unbemerkt.

[Elektro- und Hybridfahrzeuge liegen auch mächtig im Trend,...
der Tod auf Rädern nähert sich heute beinahe lautlos.
Hier und anderswo steigen die Zulassungen und erfreuen Käufer, Verkäufer und den Staat.
Neue Hersteller, Modelle und Showrooms schiessen wie Pilze aus dem Boden und mischen den Automobilmarkt mächtig auf.
]

Mein Laufrevier präsentiert sich in der Abendsonne von seiner schönsten Seite,
ein Mix aus blühenden Wiesen, unbefestigten Feldwegen und fliessenden Gewässern.
Ein idealer Lebens- und Rückzugsort für seltene Vögel, bedrohte Amphibien, Füchse und Rotwild,
ein kleines Paradies voller Leben und Artenreichtum.

[Aktuelle Statistiken zeigen ein düsteres Bild, die weltweite Armut steigt von Jahr zu Jahr.
Hier und anderswo leben immer mehr Menschen am oder unter dem Existenzminimum.
Querbeet, durch alle Strukturen und Altersgruppen,
vom Rentner in Westeuropa bis hin zum Teepflücker in Sri Lanka.
]

Zwei Häuser weiter reisst mich der Nachbar aus meiner Gedankenwelt.
Ein Mittvierziger, Familienvater, überzeugter Vegetarier und stolzer i3-Besitzer.
Pfeifend trägt er eine grosse Schüssel Gemüse und Früchte in den Garten,
entsorgt alles in einer grünen Biotonne und winkt mir nach getaner Arbeit lächelnd zu.

[Was für ein scheinheiliges Arschloch, hat wohl noch nie was von Foodwaste gehört.]

Ich winke nicht zurück,
ich schüttle den Kopf und wende mich ab!

Dienstag, 14. April 2015

Reise, Reise, jeder tut's auf seine Weise [Teil 2]

Wer sich nicht nur während, sondern vor und nach einer Reise etwas ins Zeug legt, kann wahre Wunder erleben.
Und dadurch nicht selten tolle Begegnungen, unvergessliche Erlebnisse und persönliche Glücksmomente.

Haben Sie einen Hoteldirektor schon mal vor Ihrer Ankunft kontaktiert?
Direkt,... via Mail oder Telefon?
Weil Sie vielleicht im Rahmen Ihrer Vorbereitungen einen speziellen Wunsch ins Auge gefasst haben
und diesen während des Aufenthaltes ohne Zusatzkosten geniessen möchten?
Tun Sie es mal, Sie werden staunen, welche Hebel für Sie in Bewegung gesetzt werden.

Was immer Sie tun, der erste Eindruck zählt,
ganz egal, ob Sie diesen schriftlich, mündlich oder persönlich hinterlassen.
Und nicht ganz unwichtig: Kleider machen Leute.
Kein seriöses Unternehmen wird Sie mit einem kostenlosen Upgrade beglücken, wenn Sie im persönlichen Wohlfühl-Gammel-Look auftauchen.
Man muss nicht gleich übertreiben, aber sollte eben in die entsprechende Situation passen.
Fluggesellschaften sind hier besonders strikt.
Flip Flops, Adiletten oder Jogginganzug sind zwar bequem, aber eben nicht für die Business- oder First-Class geeignet.
Und ich kann Ihnen versichern, dass man auch im Smart Casual-Look sehr bequem von A nach B fliegen kann,
vor allem dann, wenn man den Sitz nach dem Start in die Liegeposition wechselt.

Ich bin überzeugt, dass man mit Kreativität, Freundlichkeit und ehrlichen Worten fast genauso viel erreicht, wie mit Geld.
Beim Reisen ganz besonders, egal ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft.
Geld hat jeder, einige mehr, andere weniger,... aber an Kreativität und Freundlichkeit fehlt es vielen, denen mit viel Geld ganz besonders.
Es braucht oft nicht viel, um unbekannte Menschen für ein persönliches Anliegen zu begeistern bzw. zu motivieren.
Einen nachvollziehbaren Plan, etwas Enthusiasmus und eine grosse Portion Selbstbewusstsein (nicht zu verwechseln mit Arroganz; das geht daneben!).
Denken Sie bei Ihrem nächsten Vorhaben daran und machen Sie Ihre Pläne zur Chefsache, nicht zur Zusatzaufgabe eines Mitarbeiters.
Mit den richtigen Leuten zu kommunizieren ist wichtig, denn welcher "Chef" will sich schon die Blösse geben, Ihren Wunsch nicht umsetzen zu können?!
Sie werden staunen, was ohne Zusatzkosten möglich wird.

Nehmen Sie sich die Zeit für ein direktes Feedback oder eine Kundenumfrage?
Sollten Sie unbedingt tun, denn dadurch geben Sie nicht nur wichtige Rückmeldungen sondern hinterlassen auch eine Art Visitenkarte.
Stehen Sie zu Ihrer persönlichen Meinung, beschreiben Sie positive und negative Punkte konkret und bleiben Sie freundlich, aber bestimmt.
Glauben Sie mir, professionelle Unternehmen nehmen Ihr Feedback ernst und (re)agieren zu Ihren Gunsten.
Nur wer Ihre Anforderungen, Bedürfnisse und Meinung kennt, kann Sie mit einem positiven Erlebnis überraschen.

Haben Sie sich schon mal im Nachhinein für ein positives Erlebnis bedankt?
Kurz und knapp, aber ehrlich und persönlich?
Sollten Sie bei der richtigen Gelegenheit wirklich tun,
Sie werden überrascht sein, wie viel Freude Sie mit Ihrem Danke machen.
Es ist nicht nur ein Danke, sondern auch eine wichtige Rückmeldung.
Und man wird sich gerne an Sie erinnern, spätestens dann, wenn Sie wieder kommen.

Empfehlen oder werben Sie im persönlichen Umfeld oder auf Onlineplattformen?
Proaktiv, konkret und nachvollziehbar?
Für ein Unternehmen sind Ihre Worte/Empfehlungen Gold wert
und nicht selten revanchieren sich diese mit einer kleinen Aufmerksamkeit oder kostenlosen Zusatzleistungen.

Kurt Tucholsky sagte mal „Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben“.
Sehnsucht ist extrem wertvoll, weil uns nur wenig so motiviert und voranbringt wie sie.
Alles was Sie tun müssen, ist die richtigen Menschen mit Ihrer Sehnsucht zu konfrontieren,
dann erleben Sie bei Ihrer nächsten Reise vielleicht genau das, wovon Sie bis anhin nur geträumt haben.