Donnerstag, 8. August 2013

Nationale Eigenarten

Seit etwas mehr als sechs Monaten bin ich nun bei meinem neuen Arbeitgeber tätig und ich stelle fest, dass sich der grosse Schritt gelohnt hat. Meine drei Säulen der arbeitstechnischen Glückseeligkeit - bestehend aus Arbeit/Entwicklungsmöglichkeiten, Team/Stakeholder und Entlöhnung/Benefits - stimmen.

Meine Arbeit ist interessant und vielfältig, die neuen Abläufe sitzen, die notwendigen Prozesse machen Sinn und die internen Karrieremöglichkeiten sind vorhanden. Das Team ist ein erfahrener, professioneller und spassiger Haufen aus allen Herrenländer. Die Entlöhnung ist fair und die Lohnnebenleistungen sind so umfangreich, dass ich diese gar nicht voll ausschöpfen kann.

Nach den ersten sechs Monaten fällt mir (und meinen CH-Arbeitskollegen; haben wir heute Mittag diskutiert) die eine oder andere internationale Eigenart auf, die ich hier gerne festhalten möchte (um es in einem halben Jahr zu überprüfen):

  • Die Deutschen: Immer 10 Dezibel lauter als der Rest des Teams (egal ob in Meetings, beim Telefonieren oder in Pausen), fallen einem gerne ins Wort (ohne Aufforderung), extrem sparsam bei persönlichen Ausgaben (ich zahle für ein Bier doch nicht CHF 5.00, ein Mittagsteller in der Kantine für CHF 11.80 ist ja Wucher, etc.), sozial eher auf der Ersatzbank (hängen eigentlich nur mit Landsleuten rum), mit schwarzem Humor ausgestattet (muss man bei dem ganzen Elend zu Hause wohl), kreative Denker (egal ob bei Problemlösungen oder der Ausgestaltung von Kampagnen)
  • Die Österreicher: Witzig und immer für einen Spass zu haben (können sogar über Österreicher-Witze lachen, gibt 10 Bonuspunkte!), reden mit Abstand am schnellsten (überbrücken so die Zeit, die sie zum denken brauchen), nehmen gerne an Social-Events teil (eigentlich immer), trinkfest, gehen spät ins Bett (sind morgens i.d.R. immer die Letzten im Büro)
  • Die Polen: Sprachgenies (reden sogar fliessend unsere Muttersprachen), sehr fleissig (haben die meiste Präsenzzeiten), bringen neue Ideen ein (auch auf Stufe Management), reiselustig (tingeln gerne alleine in der ganzen Welt rum), telefonieren für ihr Leben gern (egal wer an der Strippe ist)
  • Die Israeli: Fast so laut wie die Deutschen (insbesondere am Telefon), lassen sich kaum aus der Ruhe bringen (kein Bombenalarm oder Kindergeschrei = Friede auf Erden), IT-Spezialisten (kennen für jedes Problem eine Lösung), sehr offen und direkt (die interne „Per Du Kultur“ wird auch ggü. externen Personen gelebt), haben in der Kantine immer die vollsten Teller (essen aber nie alles auf)
  • Die Italiener: Sind mit den Engländern am besten gekleidet (Mode-Junkies!), frieren auch bei 28 Grad im Büro (stellen dann sogar heimlich die Klimaanlagen aus oder öffnen die Fenster), haben immer Essen aus der Heimat dabei (Dolci), trinken mit Abstand am meisten Kaffee, gehen am längsten in die Mittagspause (Siesta)
  • Die Engländer: Sehr gut gekleidet (very British), bereiten sich auf alles extrem gut vor (haben an Meetings die dicksten Ordner vor sich), können Gesprächen nicht immer folgen (Tagträumer), haben ein Auge für das Detail (erkennen sogar kleinste Abweichungen), lieben die Arbeit am Bildschirm (schreiben lieber zehn Mails als ein Telefongespräch zu führen), lassen sich alles schriftlich bestätigen (Controll-Freaks)
  • Die Russen: Wie die Polen echte Sprachgenies mit brutalem Akzent (Russland = hart), meistens dreckige Schuhe (die Frauen aber die höchsten Absätze), extravaganter Business Dress (Color is everything), immer hilfsbereit (sind sich sogar für Scheissjobs nicht zu schade), hohe Affinität zu Merchandise-Artikeln (Geschenke für Familie), sportsüchtig (nutzen auch in der Mittagshitze das vielfältige Sportangebot)
  • Die Asiaten: Haben eigentlich immer eine monotone Stimm- und Gefühlslage (ein Unterschied lässt sich kaum erkennen), lassen einem immer den Vortritt (sind körperlich auch allen unterlegen), extrem pünktlich (sitzen oft 30 Minuten vorher bereits im Sitzungsraum), trinken Getränke in ganz kleinen Schlucken (das nervt total!), bezahlen nie die Zeche (Zurückhaltung ist nicht nur positiv), melden sich in Diskussionen selten von alleine (sind geborene Beobachter), haben ein extrem breites und tiefes Fachwissen (Lexikon auf zwei Beinen)

Ist echt eine witzige Truppe hier...