Mittwoch, 16. Dezember 2009

Das Minarettverbot

oder Ein Ja zur Toleranz.

Das Minarett-Verbot erhitzt die Gemüter immer noch, egal ob im In- oder Ausland. Daher verwundert es nicht, dass der Bundesrat auch Wochen nach der Abstimmung erheblichen Erklärungsbedarf hat. Und das ist auch gut so, denn die sollen sich ruhig mal überlegen, was sie vor solch' brisanten Abstimmungen erzählen und versprechen...nicht nur erwarten!

Ayaan Hirsi Ali, 40, geboren in Somalia, Islamkritikerin, Frauenrechtlerin und ehemalige Parlamentarierin in den Niederlanden hat in der SonntagsZeitung vom 06.12.2009 folgenden Artikel über die Abstimmung in der Schweiz, Imame in Europa und Steuergelder für Muslime geschrieben (Link zur Quelle: SonntagsZeitung).

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Die Abstimmung über das Minarettverbot in der Schweiz hat rund um die Welt eine Kontroverse ausgelöst. Im Gegensatz zu anderen interpretiere ich den Baustopp für Minarette als eine Zurückweisung des politischen Islam, nicht als eine Zurückweisung der Muslime.

Das Minarett ist ein Symbol der islamistischen Vormachtsstellung, ein Herrschaftszeichen, das im Lauf der Geschichte zu einem Symbol der islamischen Eroberung wurde. Es wurde erst Jahrzehnte nach der Gründung des Islam eingeführt.

In Europa wie in anderen Regionen rund um die Welt diente die Moschee zu Beginn nur als Gebetshaus, als Kompass in Richtung Mekka. Die ersten grossen Moscheen mit hohen Minaretten kamen in Europa erst auf, als die Zahl der Muslime beträchtlich gestiegen war. Viele dieser Moscheen entwickelten sich von Gebetshäusern zu politischen Zentren. Imame können dort heute die Überlegenheit der eigenen Religion predigen, den Lebenswandel der Nichtgläubigen in Europa verurteilen, Juden und Homosexuelle offen verdammen und die Gläubigen auffordern, sich von Nichtmuslimen abzuschotten. So können sich Gläubige rund um diese politischen Ziele organisieren und die Einführung von Formen der Scharia fordern, als Erstes im Familienrecht. Diese Entwicklung lässt sich vielleicht nicht so stark in der Schweiz, wohl aber in vielen anderen Ländern Europas feststellen.


Das Minarett, dessen Bau nun in der Schweiz verboten wurde, ist also eines der Symbole dieses politischen Islam, der den Muslimen nicht nur einen spirituellen Rahmen geben will, sondern vorschreibt, wie die Politik, Gesellschaft und die Menschen funktionieren sollen. In diesem Sinn ist das Minarettverbot für mich ein Ja zu Toleranz und zum Einbezug der Muslime - Dinge die der politische Islam ablehnt.

Die Europäer entwickelten im Umgang mit dem politischen Islam in den letzten Jahren gegensätzliche Antworten. Die einen weisen zwar nicht die Muslime als Bürger ab, wohl aber wehren sie sich gegen umstrittene Praktiken, die im Namen des politischen Islam Einzug gehalten haben. Sie kämpfen gegen Ehrenmorde, den heiligen Krieg, die Aufrufe zur Abschottung und Ghettoisierung, kurz: gegen die Doktrin der Überlegenheit des Islam.

Die andere Antwort auf den politischen Islam predigt den Pragmatismus und setzt auf den Dialog. Ihre Vertreter vergleichen den Islam mit dem Christentum und Judentum. Sie sind bereit, einige der umstrittenen Forderungen zu akzeptieren in der Hoffnung, dass die Radikalen sich irgendwann mässigen werden.

Diese beiden Haltungen gegenüber den Muslimen werden von zwei sehr unterschiedlichen Gruppen vertreten. Die Gegner des politischen Islam sind vor allem in der Arbeiterklasse zu finden, viele von ihnen haben täglich Umgang mit Muslimen als Nachbarn, Klassenkameraden oder Arbeitskollegen. Die Dialogbereiten sind die kosmopolitischen Eliten von Diplomaten, Managern, Globalisierungsgewinnern, Politikern und Journalisten. Sie sorgen sich um das internationale Image ihres Landes und fürchten die Gegenmassnahmen muslimischer Länder.

Diese Pragmatiker haben zwar teilweise Recht, wenn sie sagen, dass es sehr lange dauert, bis die Muslime in Europa integriert sind. Ihre Aufrufe zum Dialog sind durchaus vernünftig. Aber solange sie die Muslime in ihren Ländern nicht klar vor die Wahl stellen, sich zu entscheiden zwischen den Werten ihres Gastlandes und jenen ihrer alten Heimat, werden sie weiterhin Überraschungen erleben, wie wir sie in der Schweiz gesehen haben.

Der Umgang mit dem Islam hat mit Aussenpolitik nichts zu tun

Die Reaktion der Eliten in der Schweiz, der EU oder der Uno zeigen genau das beschriebene Muster: Die Schweizer Regierung schämt sich, die Schweden, die zurzeit die EU präsidieren, verurteilten das Minarettverbot als intolerant und fremdenfeindlich.

Dabei ist besonders bemerkenswert, dass der schwedische Aussenminister Carl Bildt öffentlich sagte, das Abstimmungsergebnis aus der Schweiz sei «schlechte Diplomatie». Dabei übersieht er, dass es hier um eine innenpolitische Diskussion um den Islam geht. Sie hat mit Aussenpolitik nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Abstimmung in der Schweiz zeigt uns, dass der Umgang mit dem Islam ein rein innereuropäisches Problem ist. Es gibt zwar internationale Konfrontationen zwischen dem Islam und dem Westen - etwa im Irak, im Iran, in Afghanistan und Israel. Aber diese Auseinandersetzung sollte nie verwechselt werden mit den lokalen Problemen der Integration von dauerhaft ansässigen Muslimen in Europa.

Die Europäer wurden von ihren politischen Führungen immer wieder aufgefordert, die Muslime zu tolerieren und zu akzeptieren. Und das haben sie bis heute auch getan. Man sieht das an den Steuergeldern, die für Muslime ins Gesundheitswesen, in den Wohnungsbau und in die Sozialhilfe investiert worden sind. Man sieht das auch an den Hunderttausenden von Muslimen, die nach wie vor an die Türen Europas klopfen und um Einlass bitten. Wenn jene Recht hätten, die nun laut aufschreien, Europa sei nicht tolerant, wenn es also einen weit verbreiteten Fremdenhass gegen Muslime gäbe, würden wir heute keine Einwanderung sehen, die Muslime würden im Gegenteil den Kontinent verlassen.

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Einen besseren Artikel zur Sache hat MiH noch nicht gelesen...!

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