Mittwoch, 25. Februar 2009

MiH met Jessica (...oder der 2. Teil)

Vorwort: Ein Date mit einer unbekannten Frau, die viele Fragen stellt, sehr direkt ist und gegenüber fremden Mitmenschen keinerlei Scheu zeigt, ist für mich ein spezieller Anlass (wenn nicht sogar eine aussergewöhnlicher Angelegenheit). Mit einer gesunden Anspannung machte ich mich pünktlich auf den Weg in die Stadt - versprochen war ja versprochen. Um 18.58 Uhr betrat ich den Kornhauskeller, sah mich um...und tatsächlich, Jessica sass bereits an einem Zweiertisch. Sie winkte...ich grinste...



"Hy, ich glaub's ja nicht, du kommst tatsächlich..."
"Hy, na was denkst du denn? Ein Mann - ein Wort! Wie geht's?"

"Ganz ehrlich? Aufgeregt! Ist sonst nicht meine Art."
"Das glaub' ich gerne...mir geht's nicht anders. Wartest du schon lange?"

"Nein,...seit fünf Minuten vielleicht. Was trinkst du?"
"Mmh,...lass mal schauen...ein Pinot gris aus dem Tessin...schön gekühlt, ideal zum warm und locker werden..."

"Bestell' mir auch einen, ich muss kurz auf Toilette..."
"-"

[Das macht den Unterschied zwischen Mann und Frau: Ein Mann geht VOR einem Treffen mindestens einmal ordentlich pinkeln...eine Frau WÄHREND dem Treffen. Gefühlte 15 Minuten später sass mir Jessica wieder lächelnd gegenüber...]

"Sorry, bin wirklich nervös, sowas mache ich eigentlich nie..."
"Äh, was jetzt...pinkeln oder fremde Männer daten?"

"Na unbekannte Leute daten...!"
"Soso...und wieso machst du bei mir eine Ausnahme?"


"Weil du...weil du einfach süss bist...und witzig!"
"-"


[Jessica, ein Mann ist nicht süss! Babies sind süss, Zuckerwatte ist süss, Honig ist süss, Coca-Cola ist süss. Aber kein Mann (Ausnahme: Homosexuelle mit übertriebenen Hang zur Tunte). Ich war gespannt auf den weiteren Verlauf unseres Gesprächs...]

"Weisst du, ich bin neu in Bern und da ich..."
"...ich glaube zu hören, dass du aus Freiburg oder Stuttgart bist..."

"Das Bundesland stimmt schon mal...aus Offenburg um genau zu sein."
"Und wer oder was lässt dich aus Offenburg wegziehen?"

"Mein Berufsleben und der Wunsch nach einer Veränderung."
"Klingt interessant...na dann, herzlich Willkommen in Bern!"

"Bern ist wirklich toll, die Leute sind nett und unkompliziert...wie du...!"
"Ja, Bern ist ein bijou...klein und fein! Du bist ja auch ganz locker und sehr direkt!"

"Bi...was?"
"Bijou...ehm, ein Schmuckstück! Bern ist ein Schmuckstück, du wirst die Stadt lieben!"


"Ich würde wetten, dass du kein Schweizer bist, oder...?"
"Die Wette gilt. Ich setze ein Nachtessen dagegen...!"

"Jetzt sag' schon...du klingst nicht wie ein Schweizer!"
"Doch, gemäss Behörden seit beinahe 32 Jahren...aber ich hab' auch Bürgerrecht in deiner Heimat."


"1:0 für dich...und du bist verheiratet...oder?"
"Nein, weder verheiratet noch verlobt...aber in festen Händen...auch wenn...sagen wir, die Hände zur Zeit weit weg sind..."

"Jetzt bin ich aber gespannt..."
"Das ist aber eine gaaaaaanz lange Geschichte, aber wenn du willst...gerne..."

[Es entwickelte sich ein lockeres Gespräch und mit der Zeit auch eine ordentliche Konsumation. Wir redeten über Gott und die Welt, über Kenya, die Schweiz und Deutschland, über Dates, Vorbehalte und Meinungen, über Job, Gesundheit und den Mut vor Veränderungen. Ich erfuhr, dass Jessica 29 Jahre alt ist, ein abgeschlossenes Marketingstudium hinter sich hat, hier ein Berufspraktikum macht, fliessend vier Sprachen spricht, für's Leben gern die Welt entdeckt, auf vegetarisches Essen und gute Weine abfährt, drei Mal die Woche Sport macht und gelegentlich vor der Linse steht. 6 Gläser später zeigte die Uhr bereits 23.15 Uhr...]

"Waaaassss, schon nach Elf...ich muss morgen früh raus...!"
"Time to go, ich muss morgen auch früh aus den Federn...lass' uns gehn'

"Auf nach Hause...!"
"In welche Richtung...?"


"Breitenrain...und du...?"
"Liebefeld."


"Wohin?"
"Liebefeld...ist Richtung Köniz an der Stadtgrenze."


"Das gibt's wirklich? Klingt ja lustig...musst du mir mal zeigen!"
"Och, ist nicht sehenswert. Aber den Gurten musst du gesehen haben, von da oben siehst du die ganze Stadt und noch viel mehr..."


"Au ja!!! Und wann?"
"Am schönsten ist es, wenn die Sonne scheint...da liegt einem die Stadt vor den Füssen."


"Wow,...und du würdest mit mir da hoch fahren?"
"Wenn du willst..."


"Darauf komm' ich gerne zurück...und hey, vielen Dank für den tollen Abend! Bist echt n' dufter Typ!"
"Alles klar und vielen Dank für die Blumen...auf geht's..."


[Wir tauschten unsere Koordinaten, verabredeten uns auf unbestimmte Zeit und gingen getrennte Wege. Eines muss ich unseren nördlichen Nachbarn lassen: Sie sind sehr sehr neugierig, wirken lockerer als wir Schweizer und sie können sich wunderbar ausdrücken. Und ihre direkte, forsche und teilweise überhebliche Art ist ihnen ganz einfach in die Wiege gelegt...die können gar nicht anders!]

3 Kommentare:

  1. Hallo Berner, dass ist ja sooooooooo süss ;-) Hat Spass gemacht und übrigens, wir sind nicht arrogant, wir wissen nur was wir wollen. Ihr Schweizer versteht das nur falsch. LG - J

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  2. Ich denke auch nicht, dass die Deutschen arrogant sind... und vorallem haben sie ein humaneres Strassenverkehrsgesetz... ich glaub ich machs wie Jessica und wandere aus - richtung Norden :-)

    Bin gespannt auf den 3. Teil :-)

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