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Die verschwundenen Zeilen (jetzt steht da eine 'verständlichere' Jeans-Metapher) des ausscheidenden Capt'n Koons haben mich zum Nachdenken angeregt. Schreibe ich mehrheitlich belangloses Zeug, das viele Hits und Kommentare generiert oder schreibe ich sinnvolle/tiefgehende Beiträge, die unkommentiert in den Weiten des Webs verschwinden? Mmh... interessante Fragestellung...!
Täte es meinem Blog unter Umständen gut, wenn ich weniger über Augenblicke und Momente schreibe und stattdessen mehr nachdenke, meine Gedanken teile und Fragen stelle? Kann und will ich das überhaupt?
[In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an Soldat Fischer. Soldat Fischer war im Frühjahr 1998 einer von 320, mit denen ich meine Grundausbildung in der Schweizer Armee absolvierte. Und Soldat Fischer war anders,... er war ein Denker. Einer mit grünem Touch, langen Haaren, kleiner Nickelbrille und ungepflegter Erscheinung. Er war aber nicht nur ein Denker, er war auch einer derjeniger, der alles in Frage stellte. Sein Hauptproblem: Er war gegen alles,... gegen Uniform, gegen Militärküche, gegen das System, gegen Vorschriften und Regeln, gegen Aufträge und Pflichten. Es gab nichts, dass er nicht in Frage stellte. Nicht einmal eine angeordnete Gefechtspause in voller Kampfausrüstung bei über 30 °C im Schatten. Soldat Fischer war ein komischer Kauz,... einer, der durch sein Benehmen keine einfache Zeit hatte. Er war ein Aussenseiter, ein Kameradenschwein,... bis er eines Tages die Hauptfigur im Projekt "Schwarze Mamba" war. Selbst schuld. Wer die Konsequenzen nicht scheute, durfte sich daneben benehmen. So lange und viel man wollte. Aber das Projekt "Schwarze Mamba" veränderte Soldat Fischer bzw. seine Grundeinstellung. Wer es nicht selber in die Hand nahm, dem wurde nachgeholfen. Und siehe da, es wirkte. Fischer wurde ruhiger, stellte weniger Fragen und machte noch genau ein Mal heimlich in die Grossraumdusche im 1. UG der Kaserne Emmen. "Geht doch", sagten wir uns damals,... aber irgendwie tat er uns leid.]
Zurück zum Thema: Doch, ich zünde hier öfters ein Feuerwerk der Belanglosigkeit, schreibe Stummelsätze im Twitter-Stil und bin inhaltlich/stilistisch fragwürdig. Und ja, ich bin bestimmt auch eine Quotenschlampe! Na und...? Dieses "Man in Helvetica" Ding ist in erster Linie (m)ein digitales Tagebuch (gelegentlich auch eine digitale Klagemauer), in zweiter Linie will ich gefunden und gelesen werden, die Meinung anderer wissen oder mich austauschen. Ich bin mir bewusst, dass die meisten meiner rund 1'730 Beiträge (die meisten mit positivem Hintergrund) oberflächlich sind.
Viele Blogger, die ich verfolge, scheint es nicht anders zu gehen. Bei den Blogs kategorisiere ich in die Rubriken Technik, Fashion, Food, Reisen, Fotografie und People. In der Kategorie 'People' sind die meisten am jammern (auf hohem Niveau), frustriert oder traurig, andere sind kreativ, erleben und teilen verrückte Dinge und sind, egal was sie denken/schreiben/tun, interessante und spannende Menschen, die ihren Blog gerne auch als Showbühne nutzen und sich entsprechend präsentieren. Aber, und jetzt kommt das grosse ABER, nur ganz wenige scheinen wirklich glücklich zu sein. Glücklich mit ihrer eigenen Situation, ihrer Beziehung, ihrer Arbeit, ihrem sozialen Umfeld,... IHREM LEBEN! Da frage ich mich, weshalb das so ist?
Hat Capt'n Koons womöglich recht? Wird in der Kategorie 'People' mehrheitlich über Dinge geschrieben, die vor allem viele Hits und Feedbacks generieren, um die Sensationslust anderer zu befriedigen oder sogar deren Mitleid zu erregen? Wenn ich mir die Kategorie 'People' anschaue, geht es dabei hauptsächlich um funktionierende/gescheiterte Beziehungen, Familie, Kinder, Nachbarn, Sex, Doppelleben, Arbeitskollegen, Vorgesetzte, Haustiere, etc.
Ich stelle mir die Frage, was der Motivationsgrund von jemanden ist, so zu schreiben, wie er/sie schreibt? Und beginnen werde ich bei mir: Schreibe ich aus Anerkennung, Ruhm, Geld, Macht, Liebe, Luxus, Neid, Selbstsucht, Wollust, Zorn...?
Ich denke darüber nach...