Eines vorneweg: Familienurlaub ist irgendwie anders,… klarer strukturiert, weniger flexibel und leicht angespannter, da man Bedürfnisse und Wünsche des eigenen Nachwuchses vor die eigenen stellt. Familienurlaub ist aber auch intensiver, voller magischer Momente mit neuen Erlebnissen und dadurch unvergleichlich im positiven Sinn.
Milano Marittima, der kleine Badeort an der italienischen Adria, war eine gute Wahl für den ersten Familienurlaub und ist ohne Wenn und Aber ein hübscher Flecken Erde. Selbst im Hochsommer, wenn halb Europa Ferien hat, ist es dort unten überschaulich und angenehm entspannt! Besonders schön: Italianità, die italienische Lebensart und Lebensfreude, war spür- und sichtbar. Insbesondere gegenüber den kleinsten und kleinen Mitmenschen öffnen Italiener ihr Herz und zeigen sich in vielen Lebenslagen, in denen man hierzulande müde belächelt oder beinahe missgünstig verachtet wird, sehr verständnisvoll. Im Sommer, in Zeiten von „Adults only Resorts“ oder „für Familien mit Kindern nicht geeignet“, ein wahrer Segen für frischgebackene und urlaubsreife Eltern. Daher konnten wir von dieser positiven Einstellung profitieren und den Urlaub voll und ganz geniessen.
Los ging es in den frühen Morgenstunden (04:30 Uhr), voll getankt und voll beladen über die A3, A13 und A2 ins Tessin. Alles sehr entspannt, da kaum Verkehr.
Tomils, 02.08.2016 - 05:48 Uhr: Sonnenaufgang auf dem Weg in Richtung Süden |
Nach gut 2,5 Stunden passierten wird den Grenzübergang Chiasso/Como und liessen die Schweiz hinter uns. Über Mailand, Parma, Bologna und Imola führte uns die Route nach Ravenna und anschliessend Milano Marittima. Abseits mautpflichtiger Schnellstrassen präsentierte sich die Emilia-Romagna von ihrer schönsten Seite: Herrliche Landschaften (krasser Kontrast zwischen Meer und Gebirge), kräftige Farben und in der Luft ein leichter Duft von Pinienwäldern und Meersalz. Milano Marittima begrüsste uns gegen Mittag mit zahlreichen Schlaglöchern (Wurzeln unter dem Asphalt scheint niemanden zu stören), bestem Wetter und angenehmen 32 Grad. Benvenuti in Italia!
Im wunderschönen MarePineta Resort***** (im Mai 2016 wiedereröffnet) verlief der Start leider nicht ganz nach unseren Vorstellungen: Raucher- statt Nichtraucherzimmer, Wasserschaden infolge Defekt der Klimaanlage und keinen passenden Adapter für unsere elektronischen Geräte wie Babyphone, Sterilisator und Wasserkocher. Das Personal war mit der Reklamation sichtlich überfordert, wurde zunehmend unfreundlicher und zeigte wenig Interesse, die beanstandete Situation in angemessener Zeit zu verbessern. Erst nach einem persönlichen Gespräch mit dem General Manager kam die Mannschaft in die Gänge. Und siehe da, nach 30 Minuten waren alle Probleme gelöst! Anche questa Italia!
Da Aktivitäten und spontane Ausflüge mit Kleinkind weder oft noch wild ausfallen, waren die Tage und Nächte in und rund um Milano Marittima sehr entspannt.
Beach und Beachclub MarePineta Resort
Definitiv einer der schönsten vor Ort, mit EUR 90.00 pro Person/Tag jedoch unverschämt teuer. Kein Sunbed dieser Welt rechtfertigt diesen Preis! Auch dann nicht, wenn es fett gepolstert ist und ein Schirm angenehmen Schatten spendet! Und schon gar nicht, wenn die Wasserqualität zu wünschen übrig lässt und Quallen täglich für unliebsame Begegnungen sorgen. Selbst dann nicht, wenn Moët & Chandon eine lauschige Lounge und Prickelbrause auf Eis kredenzt. Das Geld für den Beachclub kann man locker sparen und stattdessen in erstklassige Gelati investieren. Zum Beispiel bei Puro & Bio in Cervia. Ergibt pro Person/Tag umgerechnet ca. 72 Kugeln (unbedingt 'Zenzero e Canella' nehmen!).
Milano Marittima
Milano Marittima ist sehr übersichtlich und für Fussgänger mit Kinderwagen bestens geeignet. Im verkehrsberuhigten Zentrum sehr sauber mit schönen Park- und Grünanlagen, zahlreichen Luxusboutiquen und erstklassigen Restaurants, die abends bis auf den letzten Platz mit fröhlichen Menschen besetzt sind. Nach 22.00 Uhr ist auf den Strassen einiges los, man trifft sich zum Essen, Trinken, Rauchen, Quatschen und Lachen. Verkehrstechnisch ist Milano Marittima hingegen eher schwierig, da viele Einbahnstrassen und Schlaglöcher den Verkehrsfluss beeinflussen. Zudem werden Verkehrsregeln gerne frei interpretiert, egal ob von Fussgängern, Fahrrad-/Motorradfahrern oder Automobilisten.
Brunnenmosaik in Milano Marittima Centro |
Ferrari 458 Italia, italienisches Blech mit 570 PS für EUR 194'000.00 |
Die kleine Hafenstadt Cervia grenzt südlich direkt an Milano Marittima und ist bis weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt für das vor Ort gewonnene Salz. Gemäss Insidern soll es das beste Italiens sein, da es besonders rein ist. Ansonsten ist Cervia bunt und lebensfroh, hat einen schönen kleinen Hafen, die wohl weltweit kürzeste Fährverbindung (über den 20m breiten Canale di Cervia), entlang des Hafenkanals einen lebhaften Wochenmarkt mit breitem Angebot, ein trendiges Künstlerviertel und ist abends Szenetreff für Jung und Alt. Im Puro & Bio findet man zudem extrem gute Gelati!
Wenn man in der Nähe von San Marino ist, sollte man sich die älteste bestehende Republik der Welt durchaus mal anschauen! Haben wir getan und sind am späteren Nachmittag losgefahren. Die Enklave liegt 740 m.ü.M., ist von einer hügeligen, dicht bewaldeten Landschaft umgeben, bietet eine schöne Altstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und in den Abendstunden eine atemberaubende Aussicht auf die Marken und Emilia-Romagna. Tipp: Es lohnt sich, einen Pullover oder leichte Jacke mitzunehmen, da es nach Einbruch der Dunkelheit relativ rasch frisch wird.
Alles in allem ein schöner Urlaub, der uns als Familie noch näher zusammengebracht hat. Und genau so soll es sein, denn viel zu oft verschlingt der Arbeitsalltag wertvolle Zeit, die einem einmalige Momente verpassen lässt...!