Donnerstag, 20. April 2017

יהיה בסדר

[Yihye Beseder], möglicherweise das Letzte, das man in Israel von einem Israeli hören will.
Aber eine Aussage, die viel Inhalt hat und eigentlich immer eingesetzt wird.
„Alles wird gut“,… egal, was passiert, egal wie schlecht oder beängstigend etwas ist.

Sie sind auf der Autobahn unterwegs, die Reserve leuchtet seit 10 Minuten und das Navi zeigt die nächste Tankstelle in 100 km Entfernung an? -> [Yihye Beseder]
Sie sitzen im Strandcafé, schlürfen genüsslich eine eiskalte Limonana und im Hintergrund warnen Sirenen vor anfliegenden Raketen aus dem Gazastreifen? -> [Yihye Beseder]
Sie, und 200 andere Passagiere vor Ihnen, stehen im Abflugterminal des Ben Gurion Airport, Ihr Flug geht in exakt 60 Minuten und zwei Mossad Agenten beginnen jetzt erst mit den Einzelinterviews? -> [Yihye Beseder]

Israelis sind entspannte Menschen, es braucht wirklich viel, bis [Yihye Beseder] nicht mehr über die Lippen rutscht.
Und genau von dieser Lebenseinstellung könnte ich mir öfters eine Scheibe abschneiden.
Zum Beispiel jetzt, kurz vor dem Familienurlaub.
Ich bin angespannt, weil ich mich freue und weil ich noch etwas ungeübt bin, mit Sohnemann, Kinderwagen und komplettem Baby-Survival-Kit zu reisen.
Da Übung aber bekanntlich den Meister macht, und wir uns vor Herausforderungen nicht drücken, wagen wir uns in ein Flugzeug.
Meine Frau und ich fühlen uns bereits wie echte Draufgänger, da wir wissen, dass unser Sohnemann jedes uns bekannte Board-Entertainment in den Schatten stellen kann.
Wir wissen das sehr genau, da wir uns in den letzten Tagen und Wochen mehrmals davon überzeugen konnten/durften.
[Yihye Beseder]

Unser Sohn macht tolle Fortschritte und verfeinert zur Zeit den Einsatz seines Stimmorgans.
Diese neue Fähigkeit kombiniert er gerne mit dem Ausdruck seines unbändigen Willens.
Mit anderen Worten: Wenn er etwas nicht sofort, immer und ohne Gegenwehr bekommt, wird er laut. Sehr laut!
Kommt hinzu, dass er bei den Charaktereigenschaften „stur“, „zielorientiert“ und „ausdauernd“ ganz vorne dabei war.
Ein bockiger Esel wirkt gegen ihn wie ein Butler im Dienste der Majestät.
Könnte also unterhaltsam werden.
Für uns, die Crew und die geschätzten 200 anderen Mitreisenden.
Aber auch viereinhalb Stunden gehen irgendwann vorbei, vielleicht dauert es nur etwas länger.
[Yihye Beseder]

In 48 Stunden geht es gemeinsam nach Israel.
Für mich zum 6. Mal, für Sohnemann ist es eine Weltpremiere!
Das wird ein grosser Spass und ein noch grösseres Erlebnis.
Für alle.
Familie und Freunde freuen sich auch und können es kaum erwarten, den kleinen Mann endlich live zu sehen.
Nach Tel Aviv, die Stadt, die niemals schläft, geht es in den Norden nach Haifa.
Eine wunderschöne Stadt am Meer, in der sich Menschen aller Religionen locker und ungezwungen geben und das Leben geniessen.
Und zwar besser heute als morgen.
[Yihye Beseder]

Neben viel Familienzeit freue ich mich auf neue Dinge, die ich unbedingt anschauen und testen will.
Israel ist aufregend, laut, lebhaft und spannend!
Man kann es nicht beschreiben, man muss es erfahren, erleben, fühlen, mitmachen!
Und genau das wollen wir unserem Sohn ermöglichen.
Er soll die Welt entdecken, andere Kulturen, Sitten und Bräuche kennenlernen.
Genauso wie wir es früher durften und konnten.
[Yihye Beseder]

Sonntag, 26. Februar 2017

Lievito Madre - Ich erschuf Leben!

Hin und wieder stelle ich mich in der Küche neuen Herausforderung, da mich die Arbeit mit frischen Lebensmitteln entspannt und, sofern die Umsetzung gelingt, echten Genuss bietet.

„Wer geniesst, ist nie einsam. Man ist immer in Begleitung der Freude und der Sinnlichkeit. Und am Schluss gesellt sich noch die Zufriedenheit dazu.“

In Sachen Backen bin ich jedoch ein echtes Greenhorn,... zu unerfahren, zu ungeduldig und irgendwie zu phantasielos. Gerne überlasse ich die Herstellung von frischen Backwaren anderen Menschen, beispielsweise meiner Frau, die sich als echtes Improvisationstalent erweist oder Boumbelle, eine Künstlerin der Kulinarik, die aus frischen Zutaten unglaubliche Dinge zaubert.

Als ich vor ein paar Wochen bei Claudio Del Principe jedoch den Beitrag „Laib und Seele“ las, fand ich meine ganz persönliche Back-Herausforderung: Ein richtig gutes Brot, basierend auf einem Lievito Madre (Weizensauerteig nach italienischem Vorbild).




Um Nichts dem Zufall zu überlassen, hielt ich mich bei der Herstellung des Lievito Madre penibel an die Vorgaben von Claudio. In der Küche liess ich einen heimischen Apfel aus der Region bei Raumtemperatur reifen, bis er süsslich duftete und eine ledrige Haut hatte (diesen musste ich mehrfach hart verteidigen, da Frau, Schwiegermutter und Putzfrau das "schrumpelige" Ding dem Biomüll zuführen wollten). Nach knapp 14 Tagen schnitt ich den Apfel in grobe Schnitze, entfernte das Kerngehäuse, bedeckte ihn mit Wasser (Evian) und liess ihn in einer Schüssel (abgedeckt) 48 Stunden fermentieren.
"Bereits dieser erste Schritt ist ein kleines Wunder: Mikroorganismen wandeln organische Stoffe in eine süssliche, leicht alkoholische Lösung um und schaffen die perfekte Grundlage für den Lievito Madre."

Im zweiten Schritt ging es an den Aufbau bzw. die Fütterung. Hierfür goss ich 100 g Apfelwasser ab, mischte es mit 100 g Vollkornmehl und liess den Lievito Madre abgedeckt (mit perforierter Klarsichtfolie) während 12 Stunden bei 26 Grad reifen. Standort und Temperatur sind für die Entwicklung bzw. das weitere Überleben der Lievito Madre wichtig und entscheidend. Ist es zu kühl (unter 24 Grad), werden die Hefebakterien nicht aktiv, ist es zu warm (über 28 Grad), sterben diese ab. Ideale Bedingungen fand ich in der Ecke des Wohnzimmers, wo Bodenheizung und zwei Korkunterlagen für ein konstantes Klima sorgten. Nach den ersten 12 Stunden hatte sich das Volumen meiner Lievito Madre bereits verdoppelt und kleine Bläschen waren sichtbar. Stolz erfüllte Raum und Mensch!





So ging es die nächsten drei Tage weiter. Alle 12 Stunden fütterte ich den Lievito Madre mit 50 g Wasser und 50 g Vollkornmehl. Nach gut 60 Stunden war das zweite Wunder vollbracht: Ich erschuf eine Mutterhefe, die sich prächtig entwickelte und nach Leben roch. Voller Vorfreude schrieb ich Claudio und bat um seine Expertenmeinung.





Die erste Hürde war also geschafft, ich hatte den Segen des Experten und die perfekte Grundlage für ein Pane Pugliese con Lievito Madre. Nun geht es an's Backen... und darauf freue ich mich. Vorerst muss ich mir aber noch die korrekte Ausführung der Formgebung aneignen, da der hohe Wassergehalt es für Brotbackneulinge wie mich nicht einfach macht, das Brot überhaupt in Form zu bringen. Aber Claudio wäre nicht Claudio, wenn er hierfür keinen Tipp hätte. An dieser Stelle vielen Dank!!!